Montag, 23. September 2013

Reise in den Sonnenuntergang

Die verbleibenden vier Wochen, die wir nun noch hatten nachdem wir Bunkpurugu verlassen hatten, haben wir hauptsächlich mit reisen verbracht. Wir waren in Nationalparks, haben Freunde besucht und ein letztes Mal den Strand genossen.
Doch seht selbst ;) :



Im Mole Nationalpark: Einen wilden Elefanten so nahe zu kommen, ist ein unbeschreibliches Erlebnis!

Der Blick über die Ebene des Nationalparks auf einen wunderschönen Sonnenuntergang

Große Geschäftigkeit auf der Fähre "Yapei Queen", die jede Woche auf dem Volta Stausee Menschen und Waren transportiert. Hier werden gerade Massen von Yams auf die Fähre geladen.

Stundenlang laufen die Frauen mit mehreren Kilos Yam auf dem Kopf vom Land auf die Fähre, wo diese dann von den Männern in Kisten gestapelt werden

Zwischen Wänden aus Yam

An einem entspannten Nachmittag an den Akaa Wasserfällen in der Nähe von Koforidua, im Süden Ghanas

Akaa Wasserfälle

Ein etwas ausserhalb gelegener Stadtteil von Kumasi, wo wir Freunde besucht haben


Wenn einen die Größe des Zentralmarkts in Kumasi (14 große Fussballfelder groß) noch nicht genug überfordert, dann bestimmt die Auswahl von mehreren hundert Stoffen in hundert kleinen Ständen...

Ausflug in ein Fischerdorf an einem kleineren Stausee in Norden Ghanas

Einer von hunderten Souvenirshops in Cape Coast (Küste). Es ist schier unmöglich so einen Laden mit leeren Taschen zu verlassen!

Afrikas größte ehemalige Sklavenburg in Cape Coast

Ein letzter Sonnenuntergang am Strand...

...begleitet von Trommeln und tanzenden Leuten war ein schöner Abschied, bevor es zwei Tage später wieder...

...auf den Rückflug nach Deutschland ging.














Donnerstag, 29. August 2013

Update

Hallo meine lieben Blog-Leser!
Ich bin jetzt seit dem 27.08.13 wieder zuhause in Deutschland. Das heißt aber nicht, dass es jetzt nichts Neues mehr hier geben wird - im Gegenteil!
In den letzten 3-4 Wochen seit meinem letzten Blogeintrag ist in Ghana noch viel passiert, nur leider hatte ich nicht mehr die Möglichkeit es zu posten.
Außerdem hoffe ich, dass ich jetzt wo ich wieder in Deutschland bin, auch mal ein paar Videos posten kann!

Also, mein Leben in Ghana ist jetzt vielleicht vorbei, aber es gibt noch viiieeel zu erzählen!

Liebe Grüße, Janina

Donnerstag, 1. August 2013

Byebye Bunkpurugu

Wir haben Bunkpurugu verlassen. Nach gut 10 Monaten kam das Ende plötzlich und ghanaisch.
Eines Tages kam der Anruf, dass wir in vier Tagen abgeholt werden sollen...Wir hatten damit gerechnet noch mindestens zwei Wochen Zeit zu haben und plötzlich sollten wir nur noch vier Tage zum packen, aufräumen, verabschieden usw. haben. Doch zehn Telefonate und fünf Planänderungen später, hatten wir dann doch wieder die gedachten zwei Wochen. Wir waren erleichtert. Obwohl wir die letzten Wochen uns schon immer mehr darauf gefreut hatten bald wieder nach Hause zu kommen, stellte sich jetzt eine gewisse Melancholie ein. Plötzlich war die Hitze gar nicht mehr so unerträglich, das „Loch-Klo“ nicht mehr so gewöhnungsbedürftig und die Eimer-Dusche nicht mehr so umständlich. Plötzlich merkt man, dass all das irgendwie normal geworden ist, dass es ein Zuhause geworden ist.

Eine Woche vor Abreise haben wir also angefangen uns so langsam auf den Abschied vorzubereiten. Mit unserem Gastvater sind wir durchs Dorf gelaufen und haben uns von wichtigen Persönlichkeiten wie dem Polizeihauptmann, dem Chef beim Einwanderungsbüro und natürlich dem traditionellen Chief des Dorfes, verabschiedet. Es war fast wie ein Déjà Vu, da wir ganz am Anfang genau dieselbe Runde gemacht haben um uns vorzustellen. Dabei haben wir nur so gestaunt wie schnell doch die Zeit vergangen ist und was alles in dieser Zeit passiert ist!

Das Aufräumen und Packen war auch eine Sache für sich! In meinem Leben bin ich zwar schon öfter umgezogen, aber da ich noch jünger war, haben meine Eltern das meiste Aufräumen und Packen übernommen. Wir hatten nur drei Zimmer zum Aufräumen, aber das war eine Arbeit!! Unglaublich wie ausführlich man sich in 10 Monaten irgendwo einrichten kann...Dass man an einem Ort richtig gewohnt hat, merkt man an den Gegenständen, die in der Ecke stehen und verstauben, als wären sie mit der Wand verschmolzen. Woche für Woche hat man sie beim Aufräumen einfach übersehen, aber wenn man dann auszieht, dann stehen sie da und dann kann man sie entweder wegschmeißen, weil man realisiert, dass man sie all die Zeit gar nicht gebraucht hat, oder man macht sich die Mühe sie zu entstauben und noch ein bisschen weiter durch die Weltgeschichte zu tragen. Wir haben also einen Putzplan erstellt und drei Tage vor Abfahrt angefangen, mehr oder weniger systematisch, eins nach dem anderen zu erledigen. Nach 10 Monaten Intensiv-Teamtraining mit meiner Mitfreiwilligen Lisa ging das auch bis zum letzten Staubkorn wie am Schnürchen.

Am Tag vor unserer Abreise (27.07.13) hat unser Gastvater dann überraschend angekündigt, für uns noch eine kleine Abschiedsfeier schmeißen zu wollen. Dafür wurde extra ein Schaf geschlachtet und Unmengen an Reis für alle Gäste gekocht. Kurz vorher waren wir noch bei unserer Schneiderin, weil die uns zum Abschied ein Kleid schenken wollte, was wir dann zur Abschiedsfeier anziehen wollten. Als dann fast alle Gäste da waren (die meisten waren ältere Leute aus der Gemeinde, die wir gar nicht kannten), wurden ein paar Reden gehalten, wir haben ein traditionelles Obergewand (genannt Smok) geschenkt bekommen, es wurden Fotos gemacht und das Essen verteilt. Da an dem Tag Markttag war, sind die meisten Leute dann auch gleich wieder verschwunden, weil an solchen Tagen viele immer sehr geschäftig sind. Wir hatten dann aber noch einen schönen Abend mit der Familie mit noch mehr Fotos und Versprechungen auf jeden Fall zu Besuch wieder zu kommen. Es war traurig an diesem Abend ins Bett zu gehen, denn am nächsten Tag sind wir um vier Uhr morgens losgefahren und haben nicht mehr viele von der Familie gesehen.

Nach der Abschiedsfeier mit allen Gästen

Mit unserem Gastbruder Dan

Mit der ganzen Familie + Wachhund

Mit meinen Gastbrüdern Hamilton und Sadat


Jetzt sind wir in Jirapa, wo quasi das Hauptquartier der Organisation ist, haben hier ein paar Tage verbracht und fahren morgen nochmal für ein paar Tage in den Urlaub, bevor wir wieder für ein paar Tage hierher zurückkehren und dann von hier zum Flughafen fahren.

Sonntag, 30. Juni 2013

Rezepte: Reis mal ghanaisch?

Damit ihr mal eine Vorstellung davon bekommt, wovon ich mich hier so ernähre, hab ich euch mal zwei Rezepte zusammengestellt. Es gibt natürlich noch viel mehr, aber diese zwei gehören zu meinen Lieblingsgerichten und ich kann sie nur wärmstens empfehlen!
Falls ihr Fragen dazu habt, schreibt mich einfach an, oder hinterlasst einen Kommentar.


Riceballs

Was ihr dazu braucht:
Eine Tasse, ein Topf, Reis, Wasser, Salz, eine Schüssel mit kleinem Henkel (die gut geeignet ist zum Formen von Bällen), eine Schüssel mit Wasser gefüllt

Einige Tassen Reis und einige Tassen Wasser (Im Verhältnis 1 Tasse Reis: 2 Tassen Wasser) zusammen mit etwas Salz in einen Topf geben und erhitzen. Das ganze etwa eine halbe Stunde köcheln lassen und gelegentlich umrühren, bei Bedarf etwas Wasser (nicht zu viel!) hinzufügen, sodass der Reis sämig wird. Dann taucht man die Schüssel mit kleinem Henkel und eine Hand in die Schüssel mit Wasser, entnimmt mit der Schüssel etwas Reis aus dem Topf und fängt an in einer kreisenden Bewegung mit Schüssel und Hand einen Reisball zu formen, wobei der Reisball stetig von der Hand in die Schüssel wandert und umgekehrt. Den fertigen Ball legt man in eine Servierschüssel, taucht die Schüssel mit Henkel und die Hand wieder in Wasser, formt den nächsten Ball usw.

Dazu macht man folgende Soße:

Groundnut Soup for Riceballs

Was ihr dazu braucht:
Einen großen Topf, Wasser, 3 Knoblauchzehen, Salz, 120g Tomatenmark, 4 Tomaten,
2 Gemüsezwiebeln, 3-4 Chilischoten, eine Schöpfkelle zum Herausnehmen der Tomaten, Zwiebeln und Chilis, Mixer, 200g Erdnusspaste, separate Schüssel und einen Löffel, 500g in Stücke gehackte Makrele oder 500g Puten-/Rind-/Schweinefleischstücke

Einen Kochtopf mit ausreichend Wasser für 6 Personen zum Kochen bringen. Topf so wählen, dass das Wasser nur die Hälfte des Volumens füllt (Erdnusspaste schäumt stark beim Kochen).
Knoblauchzehen zerdrücken und zusammen mit Salz und Tomatenmark in das kochende Wasser geben. Ganze Tomaten, ganze Gemüsezwiebeln und ganze Chilischoten hinzufügen und für etwa 20 Minuten kochen.
Die Tomaten, die Zwiebeln und die Chilis aus der Suppe hinaus schöpfen und in den Mixer geben. Etwas Sud in eine separate Schüssel füllen und die Erdnusspaste damit verrühren, bis es einen dicken Brei ergibt. Diesen ins kochende Wasser geben und gut unterrühren. Die Tomaten-Zwiebel-Chili-Masse zurück in den Topf geben und die Soße für 20 Minuten köcheln lassen. 500g in Stücke gehackte Makrele oder 500g Puten-/Rind-/Schweinefleischstücke zu der Soße hinzufügen und für 10 Minuten weiter köcheln lassen, bis sich der Schaum in Öl verwandelt – dies ist ein Zeichen, dass die Suppe fertig ist.




Jollof Rice

Was ihr dazu braucht:
Karotten, Erbsen, gar gekocht, Bohnen, gar gekocht, eine separate Schüssel, ein Topf, Zwiebeln, Tomaten, etwas Öl, Tomatenmark, Muskatnuss, Pfeffer, Salz, Rind-, Hammel- oder Hühnerfleisch,
Wasser, Reis

Als erstes werden Karotten sehr klein gewürfelt und mit gar gekochten Erbsen und Bohnen in eine separate Schüssel gegeben.
Die Zwiebeln und Tomaten werden sehr klein geschnitten und in wenig Öl angebraten. Dazu kommt noch Tomatenmark und die Masse mit Muskatnuss, Pfeffer und Salz gewürzt. Dann wird Rind-, Hammel- oder Hühnerfleisch klein geschnitten und ebenfalls dazugegeben. Die Karotten, Erbsen und Bohnen werden in den Topf hinzugegeben und die Masse kurz zu einer dicken Soße gekocht. Diese wird danach mit viel Wasser gelöscht. In diesen Sud wird Reis gegeben und gar gekocht – Fertig!

Tipp: Gemischt mit einem frischen grünen Salat, einen Klecks Tomatensoße oder Mayonnaise kriegt das ganze noch etwas mehr Pepp.


Donnerstag, 27. Juni 2013

Dinge, die ein Ghanaer nicht sagt

Für alle facebook Nutzer, die es interessiert:
Dinge, die ein Ghanaer nicht sagt!

https://www.facebook.com/DingeDieEinGhanaerNichtSagt?fref=ts

Was ein Ghanaer außerdem auch nicht sagt: "Ich sollte mal wieder was in meinen Blog posten..."

Sonntag, 16. Juni 2013

Obed & Evans Storys

Ich habe die ghanaische junior Version der Gebrüder Grimm entdeckt! Obed und Evans (11) sind Zwillinge und unsere Nachbarn. Als ich mich eines Nachmittags unter den Mango Baum vor unserem Haus setzen wollte um selbst eine Geschichte zu schreiben, kamen die beiden an und fragten was ich da mache. Und so fing das ganze an; sie begannen mir ihre Geschichten zu erzählen und ich schrieb sie auf.
Hier will ich mal zwei dieser Geschichten mit euch teilen.
(Wenn ihr zum Teil den Sinn nicht versteht, fragt mich nicht, ich versteh ihn auch nicht...)

Hier die erste Geschichte, so wie Obed sie aufgeschrieben hat:

„Once upon A time they was mosquito and mouse. One day mosquito said my frind mouse les buld a house. And mosquito siad no my frind I have a hol and mosquito siad you have your hol I will buld my own house and mosquito buld her house. One day a rain rain and eanter in mouse hol disterps mouse and mouse go out in his hol and go to mosquito house and said. Kokoko. And mosquito opens the door and mouse eanter and siad it shout rain on your bed and mosquito said bad man I tell you that we shout buld a house and you say no thanks wy it your frind said you shout do anything you do.“

Die zweite Geschichte von Evans hab ich mal so gut es geht ins Verständliche übersetzt:

„Once upon a time, there was a beautiful girl called Dammiipi and boys loves her too much. The girl went to the bush and crocodiles catched her and the boys came. They were five. The boys were fighting: „This is my wife!“ „Let us go in the water and kill the crocodiles!“. So they went inside the water and the crocodiles catched the one who said, Dammiipi is his wife. And another crocodile catched the one who said they should go in the water. The crocodile took the boy inside his hole and gave him to his children to eat. But the boy killed one of them so all of the crocodiles went out of the hole and the boy also got out and ran away. Some man came and saw blood marks on the way going. He followed the marks and came to some place where it was very cool and he just shifed and went to his left hand side and saw the guy. He too the guy to his home and gave him medicine. The guy swallowed the medicine and went home. He killed a very big cow and gave it to the man. Then he went to the water side and killed all the crocodiles.“

Die zwei Autoren: Obed (links/rechts) und Evans (links/rechts) (?)

Montag, 3. Juni 2013

Extra Classes - Der ganz normale Wahnsinn 2

 Kaum waren die Ferien vorbei, ging neben dem regulären Unterricht auch unsere in den Wahnsinn treibenden aber wahnsinnig Spaß machenden Nachmittags-Nachhilfestunden wieder los. Hier ein Beispiel aus unserer jüngsten Klasse:

15:30 Uhr: Eigentlich fängt die Stunde jetzt an...es ist aber noch kein Lehrer in Sicht.
15:40 Uhr: Langsam kommt ein Lehrer nach dem anderen.
15:45 Uhr: Heute muss ich mich nur um Albert kümmern...leichter gesagt als getan:
Albert beginnt damit, den ganzen Stift weg zuspitzen. Ghanaischer Qualitätsspitzer trifft ghanaischen Qualitätsbleistift...
15:50 Uhr: Ich versuche Alberts Heft wieder zusammen zu pflücken.
15:55 Uhr: Albert rechnet viel Mal 15-4 und kommt auf vier verschiedene Ergebnisse
15:59 Uhr: Albert zählt: „1,2,3,4,5,6,7,8,9,10,6...ähhh...“
16:10 Uhr: Ich mache eine Runde durch die Klassen und überprüfe die (Nicht-) Anwesenheit unserer Kinder.
16:20 Uhr: Albert will 14-8 rechnen. Er will 14 Striche malen um davon dann 8 abziehen zu
können, vergisst aber (wahrscheinlich irgendwo zwischen Strich 6 und 8) wie viele er malen wollte und malt 16.
16:22 Uhr: Albert guckt verträumt in die Luft
16:30 Uhr: Lisa macht Lamisi, Tanpandam, Miibir und Banipo das 1x1: wildes durcheinander Gerufe bei 3x5: „18!“, „26!“, „25!“, „8!“, „16!“, „30!“, …
16:58 Uhr: Die Stunde ist eigentlich schon längst vorbei, doch...Banipo sagt die 5er Reihe auf → fehlerfrei! Was für ein Erfolg, jetzt können wir nach Hause gehen!


Not macht erfinderisch: Mit Steinen lassen sich auch hohe Zahlen super "visualisieren"

Alles im Blick!

Donnerstag, 30. Mai 2013

Unterschiede zwischen Nord- und Südghana

Afrikaner sind nicht alle gleich. Allein in Ghana gibt es große Unterschiede zwischen den Leuten, die nicht nur durch die unzähligen Stämme, Sprachen und Traditionen entstehen. Allein schon zwischen Nord- und Südghanaern kann man große und kleine Unterschiede entdecken.
Hier ein paar Hauptmerkmale:

Kleidung:
Die Menschen im Norden kleiden sich anders als die im Süden. Im Süden findet man viele Menschen, die sich ziemlich modern kleiden. Hier im Norden hab ich manchmal das Gefühl es ist den Leuten egal was sie tragen, Hauptsache sie sind nicht nackt. In den meisten Kleidungsgeschäften findet man Sachen, die man vergleichen kann mit den Sachen, die man in billigen Bahnhofsshops oder in sog. „Assiläden“ in Deutschland findet. Es gibt natürlich auch Ausnahmen; in den größeren Städten im Norden findet man auch schönere Sachen...irgendwie muss man sich ja die wenigen modern gekleideten Leute erklären...
Im Norden gibt es auch viel mehr Menschen, die die traditionelle Kleidung tragen. (Dazu ein andermal mehr)

Sprache:
Die Menschen im Süden sprechen auch besseres, verständlicheres Englisch. Manchmal sogar noch mit einem britischen oder amerikanischen „Akzent“. Auch die Anzahl der Menschen die Englisch können, ist höher.

Geographisches Wissen:
Wenn man den Menschen im Norden erzählt, man will in die und die Stadt, dann kennen die meisten diese Stadt gar nicht (es sei denn es ist die Hauptstadt einer Region) erst recht nicht wissen sie, wo sie liegt. Und wenn ich den Menschen im Süden erzähle, dass ich in Bunkpurugu lebe, können die den Namen nicht mal aussprechen. Wenn ich ihnen dann erzähle, dass das im Norden ist, werde ich sogar noch dafür bewundert. Für die meisten Menschen im Süden mit denen ich geredet habe, sind die Menschen im Norden Buschmänner, die ohne Strom und fließend Wasser leben und sie könnten sich nicht vorstellen dort zu leben. Mann war ich stolz auf mich! ;)

Organisation:
In Ghana herrscht überall Chaos. Aber Norden noch etwas mehr als im Süden. Im Norden habe ich noch keine Reise gemacht bei der nicht irgendwas schiefgelaufen ist. Im Süden bin ich zwei Wochen herum gereist ohne auch nur eine einzige Panne zu haben, doch sobald wir die Grenze zur „Northern Region“ überschritten hatten, fehlten im Bus plötzlich die Sitze und der Bus kam fünf Stunden zu spät, weil er noch in der Reparatur war...

Die meisten dieser Unterschiede kommen daher, dass das meiste Geld, das im Süden über Handel in den großen Städten und über das Meer ankommt, nicht bis in den Norden kommt. Deswegen sind die Straßen dort schlechter, was zu mehr Autopannen führt. Es gibt mehr Dörfer ohne Strom und fließend Wasser, die Bildung ist schlechter und die Menschen sind ärmer...dafür aber viel traditionsbewusster! Obwohl es also objektiv gesehen schlechter ist, wenn man im Norden lebt, finde ich es besser. Es ist noch stückweit natürlicher und nicht so modernisiert. Es ist viel weniger oberflächlich sondern mehr freundlich.
Der Süden ist gut für Kurzzeitabenteuer, der Norden ist gut für Langzeitabenteuer!

Sonntag, 12. Mai 2013

Ghanareise April - Mai 2013

Über scheinbar endlose Landstraßen ging die Reise diesmal zu den einsamen Traumstränden, den stressigen, überfüllten Städten, den tiefen Regenwäldern in den Bergen, und den abgelegenen Fischerdörfern Ghanas.
Während unsere Schüler Ferien hatten, haben wir versucht, so viel von Ghana zu entdecken wie nur geht. Und Ghana ist größer als es auf der Karte aussieht...
Die ersten Tage haben wir an einem wunderschönen, einsamen Strand in Old Akwidaa, einem winzigen Fischerdorf, verbracht. Es war ein Strand wie aus einem Prospekt; kilometerweiter, weißer Strand mit unzähligen Palmen und türkis-blauem Meer. Neben Sandburgen bauen haben wir auch noch zwei Ausflüge gemacht. Mit dem Kanu sind wir bei Sonnenaufgang auf einem kleinen Fluss entlang gepaddelt und sind zum Cape Three Points gewandert, dem südlichsten Punkt Ghanas. Dort gibt es einen Leuchtturm von dem aus man, wenn man einmal drum herum läuft, 2/3 Meer sieht und 1/3 Landschaft.
Von Old Akwidaa sind wir nach ein paar Tagen weiter nach Accra gefahren. Von einer idyllischen Lodge zu einer lauten Reggae Absteige an den Klippen eines dreckigen Strandes. Von klapprigen Holzhütten zum modernen Independence Square und Parlamentsgebäuden. Da die Hauptstadt aber kein Ort ist an dem man sich auf Dauer wohlfühlt, sind wir einen Tag später auch schon weiter nach Ho gefahren. Einer schönen, übersichtlichen Stadt in den Bergen hinter dem Volta See.
Von dort ging es weiter nach Keta. Keta ist auch ein einsames Fischerdorf auf einer Landzunge ganz im Südosten Ghanas. Dort gibt es auch einem Markt und einer alten, kleinen, von Missionaren gebauten Kirche nicht viel zu sehen. Allerdings habe ich noch nie so viele Muscheln an einem Strand gesehen...
Nach Keta ging es nach Koforidua. Dort gibt es neben Wasserfällen und ungewöhnlichen Felsformationen (siehe Bild unten) auch die beste Pizza Ghanas! Dort haben wir es uns also richtig gut gehen lassen, bevor wir von Akosombo aus die Fähre nach Yeji genommen haben. Mit der Fähre ist man auf dem See ca. 1 1/5 Tage unterwegs. Gemütlich ist es auf keinen Fall aber viele Leute trifft man auf jeden Fall. Und so haben wir gegen Ende unserer Reise noch einmal einen der schönsten Sonnenuntergänge und einen atemberaubenden Sternenhimmel bewundern können. Auf einem See, bei dem man an manchen Stellen so weit gucken kann wie auf dem Meer.
Von Yeji sind wir mit dem Bus weiter nach Tamale und von dort zurück nach Bunkpurugu.
Dass wir in Yeji nicht mehr im Süden waren, wurde uns spätestens klar, als im Bus nach Tamale an einigen Stellen, statt Sitzplätzen, Gepäck gestapelt wurde, einige Reisende mit ihren Tickets mit Sitzplatznummer ratlos davor standen und einer bestimmt erklärte: „This is the north!“ Tja, so ist das eben...Tagelang reist man im Süden durch die Gegend und hat Null Probleme und nach zwei Tagen im Norden hast du insgesamt sechs Stunden auf den Bus gewartet und dir einen Einmannsitzplatz entweder mit einer anderen Person, einem riesigen Gepäckstück oder einem Tier geteilt.
Zu den Unterschieden zwischen Nord- und Südghana schreib ich demnächst mal noch einen Blog Eintrag. Jetzt erst mal ein paar Bilder...

Unsere Reiseroute

2) Auf dem Weg von Wenchi nach Takoradi

3) Idyllische Kanufahrt bei Old Akwidaa

3) Strand bei Old Akwidaa

4) Der Leuchtturm in Cape Three Points

5) Vor dem Triumpfbogen in Accra

6) Gegend bei Ho


7) Am Strand in Keta. Die Fischer sind dabei ihre Boote ins Wasser zu lassen

8) Der "Umbrella Rock" in Koforidua

8) Wasserfälle bei Koforidua

Zwischen 9) und 10) Sonnenuntergang auf dem Volta See

Freitag, 5. April 2013

Sprachen - oder sowas in der Art

Nun, nach über einem halben Jahr in Bunkpurugu, trau ich mich mal etwas über die Sprache hier zu schreiben und ich denk, das wird auch langsam Zeit.
Die Amtssprache ist Englisch, da Ghana früher ein mal britische Kolonie war. Jeder der eine Schulbildung hat kann Englisch sprechen, das sind etwa 60% der Gesamtbevölkerung. Allerdings ist das ein „ungrammatisches Englisch, gespickt mit lokalen Wörtern“, genannt „Pidgin-English“ (Reiseführer).
Die wichtigste Sprache jedoch ist Akan, zu der viele verschiedene Dialekte gehören, wie z.B. Fanti, Twi, Akwapim, Akim und Brong. Diese Sprache spricht, bzw, versteht über 70% der Bevölkerung.
In Bunkpurugu und in den umliegenden Dörfern und sogar in einem Grenzdorf in Togo wird „Moar“ gesprochen. Eine Herausforderung beim Lernen dieser Sprache, ist das für Europäer unmöglich ausgesprochene „ng“. Es würde jetzt auch keinen Sinn machen, dieses Geräusch hier zu beschreiben, ihr würdet es euch sowieso nicht vorstellen können. Das Schwierigste aber ist, dass die allermeisten Leute, Moar weder lesen noch schreiben können. Wir müssen die Sprache also hauptsächlich durch Hören und Sprechen lernen. Ich bin aber ein Typ, wenn ich das Wort nicht mindestens einmal geschrieben gesehen habe, merke ich es mir nie! Manchmal schreiben wir also Wörter auf, so wie man sie ausspricht. Das ist allerdings auch nicht immer einfach, wenn da plötzlich Laute sind für die es in unserem Alphabet keinen Buchstaben gibt.
Am einfachsten zum lernen waren die Begrüßungen, da man die ja jeden Tag hundert Mal runterrattern muss. Dazu gehört hier allerdings nicht einfach nur „Hallo“ und „Tschüss“, sondern eine ganze Reihe von Wörtern (dessen Bedeutungen wir im Einzelnen bis heute noch nicht gecheckt haben), die man sich abwechselnd zuruft. Hier mal eine kleiner Begrüßungsdialog als Beispiel:
Person A: „Awonduali“ („Guten Morgen“)
Person B: „Limah“ („...?“)
Person A: „Lesua“ („Wie geht’s dir?“)
Person B: „Lafie. Awondualesua“ („Gut. Wie ist der Morgen?“)
Person A: „Lafie“ („Gut“)
Person B: „Naa“ (Irgendein abschließendes Wort; Bedeutung unbekannt)
Person A: „Naa“

Schwieriger wird es gerade dann, wenn man z.B. was zu trinken haben will. Das heißt nämlich:
„Loong ngun mengnu“ Man beachte die vielen unmöglichen „ng“! (Zum Glück gibt es Leute, die Englisch sprechen können, wir müssen also nicht verdursten.)
Auch manchmal schwierig sind Wörter mit langgezogenen Vokalen wie in dem Satz:
„N yaan saan daa ngun“ („Ich gehe Wasser kaufen“) Das „aa“ kommt von weiter hinten aus der Kehle und klingt deshalb manchmal wie von einer Ente.

Die Leute hier freuen sich, wenn man ein Paar Wörter auf Moar mit ihnen wechseln kann, also geben wir uns die größte Mühe. Wenn wir mal was nicht wissen, sagen wir einfach, dass wir noch lernen, small small...was mich dann auch gleich weiter zu den Eigenheiten des ghanaischen Englischs bringt. Als „Small small“ bezeichnet man alles was langsam und Schritt für Schritt läuft, also quasi wirklich alles.
Eine Eigenheit, die manchmal für etwas Verwirrung sorgt, ist dass viele hier den Unterschied zwischen „he“ und „she“ nicht so ernst nehmen. (Und ich dachte schon, ich hätte in der Schule nicht richtig aufgepasst und in Afrika können auch Männer schwanger werden...)

Was uns auch öfters zum schmunzeln bringt, sind folgende zwei Angewohnheiten fast aller Ghanaer: An manche Sätze wird gern ein langgezogenes „oooo“ drangehängt, als besondere Hervorhebung oder Betonung eines Adjektivs. Wenn z.B. etwas sehr gut ist, dann ist es nicht „very good“ sondern „good oooo“. Ausgesprochen als ein Wort. Anhängbar ist es wie gesagt, an jedes beliebige Adjektiv.
Wenn dann noch ein „Is it not true? Am I lieing?“ angehängt wird, sind wir oft sprachlos...“He's wearing a very nice dress, it looks good oooo! Is it not true? Am I lieing?“ 
Tja, was soll man dazu noch sagen...?

Wer kann mir das übersetzen? ;)

Freitag, 15. Februar 2013

Extra Classes - Der ganz normale Wahnsinn

Es ist mal wieder schon zehn vor vier und der Lehrer, der unsere älteste Klasse unterrichten soll, ist immer noch nicht da. Ich checke also wie immer erst mal die Anwesenheit in den anderen beiden Klassen, bevor ich mich daran mache unseren drei Jüngsten, Albert, Lamisi und Tanpandam, ihre Aufgaben zu geben. Um diese drei müssen Lisa und Ich uns kümmern, weil sie noch so gut wie kein Englisch können und deshalb im normalen Nachhilfeunterricht nicht mitkommen. (Noch dazu, weil die Lehrerin der jüngsten Klasse (6-9 Jahre) ihnen eine selbst erfunden Art der Bruchrechnung erklärt, bei der ½ kleiner ist als 2/4...)
Für Albert sind es diesmal zehn Minusaufgaben, nachdem er an der Aufgabe gescheitert ist, ob die 2 wohl größer oder kleiner ist als die 4...Nach einigen Erklärungsversuchen (auf Englisch), hab ich es allerdings aufgegeben. Die Minusaufgaben dürften aber in einer Stunde sogar für ihn zu schaffen sein. Lamisi darf in ihrem neuen Copybook, Sätze schön auf eine Linie schreiben und Tanpandam schreibt das Alphabet zum tausendsten Mal ab. Nachdem die Aufgaben verteilt sind, kommt Albert plötzlich drauf, dass er mit seinem Bleistift nicht schreiben kann..., nach einem kleinen Wortwechsel mit Lamisi, gibt diese ihm ihren Kuli und sie fängt mit seinem Bleistift zu schreiben an. (...???...) Ich denke mir, jetzt sind die drei erst mal beschäftigt und gehe raus um zu sehen ob der Lehrer schon aufgetaucht ist. Ja, er ist da und Lisa kommt um mir mit den Kleinen zu helfen.
Als wir zurück in die Klasse kommen ist Albert mit allem anderen in seiner Umgebung beschäftigt nur nicht mit seinen Matheaufgaben und Lamisi ist dabei ihre Sätze so zu schnörkeln, dass das „t“ und das „s“ gleich aussehen...Lisa kümmert sich also um Lamisis „Schönschrift“ während ich versuche Albert aus seinem verträumten „aus-dem-Fenster-Blick“ zu wecken und wieder für seine Minusaufgaben zu begeistern...Als das halbwegs geschafft ist und ich mir sicher bin, dass Albert wenigstens so tut als würde er 5 – 4 an seinen Fingern abzählen, gehe ich mit Tanpandam noch einmal das ABC durch. Bis zum „K“ läuft es schon ganz gut, doch als sie dann beim „P“ mit tiefster Überzeugung und einen triumphierenden Lächeln auf dem Gesicht „G“ sagt und Albert schon wieder dabei ist den Vögeln hinterher zu gucken und Ameisen auf der Fensterbank zu zerdrücken, beschließen Lisa und Ich mit den dreien in einen anderen ruhigeren Klassenraum zu gehen.
Dort angekommen, vermisst Lamisi plötzlich ihren Kuli und auch Albert, der eben noch damit Ameisen gekillt hat, weiß nicht wo der Stift ist...ist ihm aber auch egal, weil er ist gerade dabei seinen Bleistift zu einer Mordwaffe anzuspitzen. Dann entschließt er sich doch dazu ihn zu suchen, kann ihn aber nirgendwo finden. Lisa gibt Lamisi ihren Stift und wir können endlich weiter machen. Als Albert dann aber wieder zu spitzen beginnt, nehme ich ihm den Spitzer ab, doch zu spät, der Bleistift ist mittlerweile so spitz, dass man die Linie auf dem Papier nicht mehr sehen kann. Mit der dritten von seinen zehn Aufgaben hat er allerdings Probleme und ich beschließe ihm zu helfen, begehe dann jedoch einen fatalen Fehler. Ich halte ihm meine Hände hin, damit er an meinen Fingern die geforderte Zahl abziehen kann...zu spät fällt mir sein mörderischer Bleistift ein, mit dem er im nächsten Moment meine Finger „abzieht“. Wenigstens hat er die Aufgabe jetzt richtig aber ich muss eine Runde an die frische Luft, zum Glück ist die Stunde so gut wie um! Für heute bin ich mit meinen Nerven am Ende, aber morgen ist wieder ein neuer Tag und irgendwie freue ich mich drauf, schließlich habe ich diese verrückte Bande doch irgendwie ins Herz geschlossen.


Eingeklemmt zwischen winzigen, klapprigen Schulbänken

Die fleißige Tanpandam und der vertäumte Albert



Albert gönnt sich eine Pause...
 



Sonntag, 10. Februar 2013

Die Harmattan-Saison

Zu dieser Saison, hier erst mal ein Ausschnitt aus meinem Reiseführer:
„In Ghana fällt die Trockenzeit meist mit der Haramttan-Saison zusammen. Harmattan ist der Name der aus Nordosten wehenden Passatstürme, die aus der Sahara kommen und Ghana von November bis Februar erreichen. Das Resultat sind warme Tage und kühle Nächte. (…) Das andere Hauptmerkmal dieser Jahreszeit sind die trüben Tage, verursacht durch den feinen Sand: der Harmattan verfrachtet jährlich mehrere Milliarden Tonnen Staub aus den Wüstengebieten Nordafrikas nach Südwesten.“

Wo genau zumindest ein Teil dieser Milliarden Tonnen aus der Wüste „verloren“ gegangener Staub ab geblieben ist, mussten Lisa und Ich schmerzlich erfahren, als wir nach 12 Stunden Fahrt aus Jirapa am Abend des 11. Januar in Bunkpurugu ankamen. Wir waren todmüde, hatten auf der Fahrt zweimal einen Platten gehabt und waren den ganzen Tag zwischen Koffern eingeklemmt und ohne wirkliche Pause durchgefahren.
Als wir also Abends, selbst völlig verstaubt, die Tür zu unserem Vorbereich, einer kleinen Veranda, öffneten, schlug uns sofort eine stickig, staubige Luft entgegen. In unserem Zimmer entdeckten wir den Grund dafür. Alles, jede noch so klitzekleine Oberfläche, war mit einer feinen aber deutlich sichtbaren Staubschicht bedeckt. Auch die Luft war trüb und der Staub kitzelte in der Nase. Für die Nacht entstaubten wir unsere Betten so gut es ging.
Der gesamte nächste Tag, war eine einzige riesige Entstaubungsaktion. Von früh morgens bis spät abends haben wir unsere zwei Zimmer erst komplett ausgeräumt, Wände, Decke, Boden, Fensterläden und Ventilator gefegt und gewischt, alle Sachen draußen abgeklopft und gewischt und wieder rein ins Zimmer. Die Gelegenheit haben wir dann gleich noch genutzt um einen neuen Boden für unsere Zimmer zu kaufen. Jetzt haben wir in unserem Schlafzimmer einen wunderschönen ausgerollten(!) „Holzboden“. Zumindest sieht es jetzt gemütlicher aus als vorher mit dem einfachen Zementboden. Nach dem einräumen war dann die Veranda dran. Zum Glück haben uns gegen Nachmittag noch unsere Gastbrüder Hamilton und Duncan geholfen, sonst wären wir wohl an dem einen Tag nicht fertig geworden...
Seitdem halten wir jetzt tagsüber die Fensterläden und Türen geschlossen, sonst müssten wir wohl alle zwei Tage gründlich entstauben. Auf unserer Veranda fegen wir tatsächlich jeden zweiten Tag einen halben Sandkasten zusammen.

An manchen Tagen fühlt man sich bei einem Spaziergang durchs Dorf tatsächlich so als wäre man mitten in einen Wüstensturm geraten. Morgens und bis zum Mittag sind die Winde am schlimmsten. Das macht nicht nur das morgendliche Wäsche waschen schwer, sondern auch das fixieren der Wäsche auf der Leine...und an besonders schlimmen Tagen wird das abendliche Duschen zu einem Schlammbad.
Abends lassen die Winde nach und manchmal ist es fast windstill. Dazu herrschen angenehme, fast europäisch (wegen der trockenen Luft) sommerlich kühle Temperaturen.

Es ist eine ungewohnte Wettersituation im Moment, aber wie an fast alles, haben wir uns auch daran schon fast gewöhnt. Man entdeckt und entwickelt ganz neue Eigenschaften; einen Putzfimmel habe ich mir jedenfalls früher nie zugetraut...


Alles raus aus dem Zimmer...

...und ab in den Flur

Für eine Sandburg reicht es noch nicht, aber in einer Woche könnte man schon gut einen Sandkasten füllen
Ich finde das Resultat lässt sich sehen

Freitag, 8. Februar 2013

Weihnachten und Silvester mal anders

Die Weihnachtsferien haben wir also in Jirapa verbracht. Es war eine sehr erholsame und lustige Zeit mit allen anderen Freiwilligen und der Familie Ayembilla.
Ich habe lange überlegt wie ich das Weihnachten wie es hier in Ghana gefeiert wird, am besten beschreibe, und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es einfacher ist zu beschreiben wie es nicht gefeiert wird. Stellt euch einfach Weihnachten vor ohne Weihnachtsbaum, ohne Geschenke
darunter, ohne sinnliche Kerzenstimmung, ohne Christkind, dass das Glöckchen bimmelt, ohne gemütliches Zusammensitzen am Kaminfeuer während es draußen schneit. Ja, es lief zwar den ganzen Tag im Haus in einer Dauerschleife „We wish you a merry christmas“ aber nebenher war die ganze Zeit hektischen Treiben, weil die ganzen drei Tage um Weihnachten eine Christmas Convention stattfand. Das heißt, eine Veranstaltung, bei der zwei – bis dreimal am Tag ein Gottesdienst stattfand. Zwischendurch wurde viel gekocht und gegessen und dann wieder zum Gottesdienst gegangen. Da das Oberhaupt der Familie Ayembilla der Pastor war und seine Söhne das Lobpreisteam bildeten, war die ganze Familie über Weihnachten busy. Wir Freiwilligen mussten nur einmal am Tag zum Gottesdienst, obwohl der auch ganz interessant war, da ein Missionar aus Amerika gepredigt hat und wir alle froh waren mal wieder ordentliches Englisch zu hören.
Am 24.12. haben wir Freiwilligen uns einen gemütlichen Tag gemacht mit Zimtapfelpfannkuchen zum Frühstück und Weihnachtsliedern und Kartenspielen. Abends waren wir dann noch im Gottesdienst. Am 26.12. war dann die richtig große Familienfeier, für die extra ein ganzes Schwein geschlachtet wurde und bei der es überhaupt massig zu Essen gab. Den ganzen Abend bis in die Nacht hinein haben wir draußen im Hof Spiele gespielt bis uns nichts anderes mehr einfiel als „Blinde Kuh“ und „Verstecken“.

An einem Tag haben wir dann noch das Waisenhaus in Jirapa besucht und haben dort mit den Kindern Spaghetti gekocht, gegessen und rumgealbert. Wir hatten einen lustigen Tag und es ist immer wieder erstaunlich mit was für einfachen Sachen man die Kinder hier glücklich machen kann,...auch wenn sie aus unverständlichen Gründen deutsche Tomatensoße nicht mögen...

Silvester war dann so ähnlich. Am 31.12. gab es Abends einen Gottesdienst und bis nach Mitternacht haben die Leute getanzt und gesungen. Es war eine wahnsinns Stimmung in der Kirche und alle hatten einen riesen Spaß. Auch ohne Feuerwerk und Sekt. Am Abends des 01.01. gab es dann wieder eine große Familienfeier mit viiiiel Essen, vielen Spielen und viel Spaß. Jemand hatte die Idee, dass sich alle irgendwie verrückt verkleiden sollten und so wurde das neue Jahr sehr bunt begrüßt.
Wir hatten dann noch eine weitere schöne Woche in Jirapa, bevor wir wieder zurück an unsere Einsatzstellen gefahren sind.

Wieso die Heimfahrt ziemlich „platt“ war und welch sandiger Horror uns dann in Bunkpurugu erwartet hat, erfahrt ihr im nächsten Blogeintrag.


Unser Weihnachtsfrühstück mit Lisa (Bunkpurugu), Sarah (Wenchi) und Jonathan (Jirapa)












Drei der Kinder aus dem Waisenhaus in Jirapa

Von den Kinder "Aunti" genannt zu werden, weckte doch sofort jegliche Muttergefühle
Unser bunt-verrückter Neujahrsabend
 
Festschmaus an Neujahr

Donnerstag, 17. Januar 2013

Mit Gott quer durch Ghana

Dieser Eintrag soll nicht nur von der großen Hilfsbereitschaft der Ghanaer zeugen, sondern auch von der unglaublich großen Liebe und Fürsorge Gottes, die ich vor allem hier in einem zum Teil sehr chaotischen und unübersichtlichen Land beinahe täglich spüre.

Am 18.12.12 mussten wir mal wieder um 1 Uhr morgens aufstehen um den Metro Bus nach Tamale zu nehmen. Von dort wollten wir  in einen Bus nach Wa umzusteigen, weil wir Weihnachten und Silvester zusammen mit den anderen Freiwilligen in Jirapa (eine Stunde entfernt von Wa) verbringen wollten.
Am Tag vorher hatten wir noch versucht unseren Gastbruder in Tamale anzurufen, der uns die Tickets nach Wa kaufen sollte, weil wir sonst keine mehr bekommen hätten, wenn wir sie erst in Tamale gekauft hätten. Da wir ihn nicht erreichen konnten, schickten wir ihm eine SMS und hofften, dass es schon klappen würde...
So saßen wir also eine gefühlte halbe Ewigkeit viel zu früh morgens und bei gefühlten Minusgraden, an der Busstation und warteten, bis der Busfahrer sich endlich entschied, dass es Zeit wurde das Gepäck im Bus zu verstauen.
Als wir dann in Tamale ankamen begann die Kette der Katastrophen, die sich noch über den ganzen Tag ziehen sollten damit, dass der Bus nicht wie normalerweise bis zur Busstation fuhr, sondern irgendwo mitten in Tamale hielt. Alle mussten aussteigen , weil der Bus direkt zur Werkstatt fahren wollte. So standen wir also mitten in Tamale mit unseren Koffern und hatten keine Ahnung wo wir waren. Das erste Gefühl von Panik bahnte sich gerade an, als plötzlich eine Frau neben uns stand, auch aus Bunkpurugu und aus dem selben Bus, die uns anbot uns zur Busstation zu begleiten. Und noch während wir das Angebot dankend und erleichtert annahmen, packte eine andere Frau unsere Koffer (beide!) auf ihren Kopf und brachte uns zur Station.

An der Busstation angekommen wollte uns der Stress und die Panik schon wieder einholen als wir sahen, dass unser Bus nach Wa schon dabei war Gepäck einzuladen und die Leute schon auf ihre Plätze gingen. Und wir hatten immer noch nichts von unserem Gastbruder gehört und hatten keine Ahnung, ob er die Tickets gekauft hatte...In dem Moment ruft er an und sagt uns, er hätte die SMS erst an dem Morgen gelesen und wollte auch die Tickets kaufen, was er aber dann doch nicht gemacht hat, weil der Bus schon weg gewesen wäre, wenn wir angekommen wären...theoretisch.
Da der Bus nach Wa nun schon voll war, kam uns die Idee, ein Trotro zu suchen, das uns nach Wa bringt. Ich wartete also an der Busstation, während Lisa mit der Frau, die uns dahin gebracht hatte zur Trotrostation lief um nach einem Trotro zu suchen. Ein paar Heiratsanträge später kam Lisa mit der guten Nachricht zurück, dass es tatsächlich ein Trotro gibt, das direkt nach Wa fährt.
Zurück an der Trotrostation fällt uns auf, dass das Geld welches wir noch übrig hatten noch reicht um uns nach Wa zu bringen, nicht aber unsere Koffer. Als unsere letzte Hoffnung rufen wir unseren Gastbruder an, der verspricht so schnell wie möglich vorbei zukommen. Erleichtert darüber, gleich jemanden zu haben, der zumindest einen von uns mit dem Moto schnell zur nächsten Bank bringen kann, warten wir....und warten....und warten. Nach 1 ½ Stunden steht bereits das Trotro da, wir sitzen schon drin mit unserem Ticket aber der Fahrer will unser Gepäck nicht aufladen solange wir nicht bezahlt haben. Panik beginnt wieder aufzusteigen als in dem Moment unser Gastbruder in der Tür auftaucht und uns das doppelte an Geld in die Hand drückt als wir eigentlich für unsere Koffer brauchen. Von dem Rest sollen wir uns was zu essen kaufen. Zum tausendsten Mal erleichtert und dankbar an diesem Tag, lassen wir uns in unsere Sitze sinken und denken uns, was kann jetzt noch Schlimmes passieren? …

Es war inzwischen schon 14 Uhr am 18.12.12 und wir rechneten uns aus, dass wir am frühen Abend ungefähr in Wa ankommen müssten...falsch gedacht.
Ungefähr auf einem Drittel des Weges, inmitten von nichts außer vertrockneten Feldern und Buschbränden, fing das Trotro an, ungesunde Geräusche zu machen. Während der Fahrer sich also unter das Trotro begab um den Fehler zu beheben, begaben sich andere für eine Pinkelpause in den Busch. Die Atmosphäre war abenteuerlich. Durch den Rauch, den die Brände verursachten und den durch den Wind aufgewirbelten Sand, konnte man selbst am helllichten Tag keine 100 Meter sehen und der Himmel war grau-rot von Rauch und Sand.
Die Freude als es endlich weiterging währte aber auch nicht lange, denn schon im nächsten Dorf mussten wir an der nächsten Werkstatt (die eher aussah wie ein Autofriedhof...) anhalten.
Eine halbe Stunde lang erkundeten Lisa und ich also die Gegend und machten uns über mein vom Sand gebräuntes Gesicht, das aussah als wäre ich zu lange im Solarium gewesen, und meine durch den Sand sehr hellbraun gewordenen Haare lustig.

Als wir uns fragten, wann es wohl weitergeht und ob es überhaupt heute noch weitergeht, wird uns erst richtig bewusst wie wir zwar von einer Katastrophe in die nächste geschlittert sind, uns aber immer in allerletzter Sekunde irgendein netter Mensch wie ein Engel gerettet hat. Die Erkenntnis, dass es sich wirklich zu 100% lohnt, voll und ganz auf Gott zu vertrauen, trifft uns in dem Moment wie ein Geistesblitz und eine tiefe innere Entspannung bringt uns dazu, mitten im Nirgendwo auf einer Autofriedhof-Werkstatt glücklich zu sein. Wie auf ein Stichwort springt in dem Moment das Trotro wieder an und die Fahrt geht weiter. Mit schmerzendem Hinterteil, Sand in Mund, Lunge, Nase und sonst jeder Körperoberfläche und vollkommen übermüdet aber mit der Gewissheit, dass Gott alles in seiner Hand hat, egal was noch schiefgehen sollte, sitze ich also im Trotro und beobachte die lachsfarbene Sonne wie sie trotz dichtem Rauch mit einem kräftigen Farbton hinter schwarz verkohlten Bäumen untergeht und bin einfach nur glücklich jetzt da zu sein wo ich war und all das an diesem Tag erlebt zu haben.
Eine weitere Trotropanne später kamen wir letztendlich in Wa an wo wir von einem weiteren Gastbruder abgeholt wurden.
Nach insgesamt 22 Stunden Fahrt, kamen wir halbtot und verdreckt aber glücklich in Jirapa an und eine gründliche Dusche später lag ich im Bett und das Einzige was ich noch denken konnte war: „Danke Jesus!“
 

Quer durch Tamale - da haben wir uns ja was in den Kopf gesetzt...äh, auf den Kopf gesetzt

Enges Gedränge an der Trotrostation

Auf geht's in ein verrauchtes Abenteuer