Nachdem Ghanas Präsident John Evans Atta Mills nach nicht ganz einer
Amtszeit am 24. Juli 2012 im Alter von 68 Jahren plötzlich verstarb
wurde nach langen und spannenden Wochen und Monaten des Wahlkampfes
am 07.12.12 ein neuer Präsident gewählt. Es war vor allem deshalb
spannend den Wahlkampf mit anzusehen, weil er mit dem deutschen
Wahlkampf kaum zu vergleichen ist.
Ghanaischer Wahlkampf ist nämlich hauptsächlich eine einzige Party.
Da ich als Außenstehende den Eindruck hatte, dass sowieso alle
Parteien mehr oder weniger das selbe Programm hatten, nämlich
Entwicklung durch Schulbildung und Straßenausbau, und Ghanaer
generell auf Musik und Tanz stehen, dass der eigentliche Wahlkampf
darin bestand, welche Partei die besseren Parties schmiss. Wochenlang
fuhren Wahlkampfautos mit lauter Musik, die wie nebenbei im Text für
den jeweiligen Kandidaten warben, durch die Straßen und immer und
überall wo diese Musik auftauchte wurde getanzt.
Auf seiner Wahlkampftour durch Ghana kam der Vize Präsident John
Dramani Mahama auch in Bunkpurugu vorbei um für seine Partei zu
werben. Schon Stunden vorher wurde auf dem großem Platz der
Busstation laute Musik gespielt und ausgelassen getanzt und
getrunken. Als der Vize Präsident dann endlich kam, redete er eine
viertel Stunde und war wieder weg. Um die Menge zu belustigen, trat
noch ein Japaner auf die Bühne. Der redete ein paar Sätze auf
japanisch und die Leute schmissen sich weg vor lachen. Ein gelungener
Auftritt also und so ging die Party weiter bis spät in die Nacht.
Die Wahlen an sich liefen dann folgendermaßen ab: Ab 7 Uhr morgens
konnte man in jedem Dorf an mehren Stellen wählen...theoretisch.
Tatsächlich war es nämlich so, dass in manchen Dörfern die
Wahlmaterialien nicht rechtzeitig vorhanden waren.
Der Wähler ging also in seiner Stadt/ seinem Dorf (die meisten sind
in ihrer Heimatstadt/Dorf registriert, weswegen bei uns full house
war, weil die halbe Verwandtschaft plötzlich von überall her kam)
zu der Wahlstation an der er registriert war und musste dort erst mal
zur Identifikation seinen Wahlausweis zeigen. Als nächstes wurde mit
einem Fingerabdruckscanner gecheckt ob man nicht schon ein zweites
Mal wählt...theoretisch. Tatsächlich wurde so mancher berechtigter
Wähler erst garnicht vom Scanner erkannt. Als nächstes bekam der
Wähler einen Zettel in die Hand mit den Bildern und Namen der
Kandidaten und dem Logo der jeweiligen Partei daneben. (Bilder und
Logo deshalb, weil viele ältere Menschen in Ghana nicht lesen
können) Gewählt wurde dann nicht mit einem einfachen Kreuzchen wie
in Deutschland, sondern per Fingerabdruck indem der Daumen kurz in
ein Stempelkissen gedrückt wurde und dann neben das Bild des
jeweiligen Kandidaten.
Enden sollten die Wahlen eigentlich um 17 Uhr abends...theoretisch.
Tatsächlich dauerte es an sehr vielen Stellen teilweise bis zum
nächsten Tag wegen diverser funktionsunfähiger Scanner oder nicht
vorhanden Materialien.
Zwei Tage später stand dann der neue Präsident fest, der dann genau
einen Monat später, am 07.01.13 in der Hautstadt Accra feierlich
vereidigt wurde: der ehemalige Vizepräsident John Dramani Mahama.
Und hier noch ein Youtube Link...für das richtige ghanaische Wahlkampffeeling ;)
Die Wahlzettel |
Erst wird der Name auf der Liste abgehackt, dann kommt der Finger auf den Scanner |
Und ab mit dem Wahlzettel in die "Wahlurne" |
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