Samstag, 15. Dezember 2012

Alltag

Jetzt nach über drei Monaten in Ghana, haben wir langsam so etwas wie einen Alltag. Allerdings sieht der hier etwas anders aus als in Deutschland. Wir wachen ca. um 7 Uhr auf, weil es dann draußen schon längst hell ist und weil die meisten hier schon seit 5 Uhr zum Teil lautstark beschäftigt sind.
Ungefähr 2-3 mal die Woche wird dann noch vor dem Frühstück die anliegende Wäsche gewaschen. Morgens so früh wie möglich ist die beste Zeit dazu, weil es da noch angenehm frisch draußen ist. Zum waschen schütten wir Wasser aus einem großen Wasserbehälter im Hof in einen Eimer, in dem wir dann die Wäsche mit Seife und Bürste per Hand waschen. Manchmal waschen wir dann morgens so lange bis die Sonne unser kleines Schattenplätzchen verdrängt hat, was bist zu 2 ½ Stunden dauern kann. Wobei man aber für ein Handtuch schon mindestens eine halbe Stunde braucht.
Auch unser Geschirr müssen wir jeden Tag in einem Eimer mit Wasser waschen. Mittlerweile essen wir immer direkt aus dem Topf um nicht immer so viel abspülen zu müssen und um Wasser zu sparen.
Dann gehen wir noch ungefähr alle drei Tage auf den Markt einkaufen. Hauptsächlich Brot und Haferflocken fürs Frühstück, hin und wieder aber noch Klopapier oder eine Wassermelone. So viel mehr gibt es auch nicht in Bunkpurugu.
Jetzt wo die Trockenzeit auch schon längst da ist und die Umwelt immer staubiger wird, müssen wir auch unsere Zimmer immer öfter fegen. Nach einer Woche z.B. fegt man auf unserer Terrasse einen halben Sandkasten zusammen. Und das ist mit einem zusammengebundenen Bündel aus trockenen Gräsern als Besen schon eine Leistung.
In unserer Freizeit, das ist meistens während der Mittagshitze, sitzen wir drinnen und lesen, schreiben Tagebuch oder beschäftigen uns irgendwie. Abends, wenn wir von unserer Arbeit wiederkommen, sitzen wir vor dem Abendessen noch draußen, ruhen uns aus, gucken beim kochen zu oder unterhalten uns einfach.
So geht fast jeder Tag langsam vorbei. Alltag eben...

Montag, 10. Dezember 2012

Wenchi

Vom 23.11.12 bis zum 27.11.12 waren wir bei zwei der anderen Freiwilligen in Wenchi um den Geburtstag von Daniel (Wenchi) und Jonathan (Jirapa) nach zu feiern. Wenchi liegt viel weiter im Süden und wir hatten auf unserer 12-stündigen Fahrt das Gefühl auf einen anderen Kontinent zu reisen. In Bunkpurugu und im gesamten Norden ist gerade Trockenzeit und die Harmattan Saison beginnt gerade. Das heißt es ist trocken, heiß und die Landschaft braun (Dazu ein anderes Mal mehr). In Wenchi ist es grün, die Städte und Dörfer sind umgeben von Urwäldern, es gibt alle möglichen Sorten von Obst und nach einem ordentlichen Regenguss ist die Luft kühl und angenehm.

Für die Geburtstagsfeier wollten wir Abends ein ganzes Schwein am Spieß grillen und so sind wir gleich am Morgen nach unserer Ankunft das noch quicklebendige Schwein abholen gegangen. Zwei Männer von dort haben es dann für uns gefesselt, nach Hause transportiert und geschlachtet.
Zu sehen wie ein Schwein geschlachtet wird ist einerseits ekelerregend, andererseits aber auch interessant. Obwohl das Schwein schon mehrere Minuten mit aufgeschlitzter Kehle dalag und man die Speise- und Atemröhre sehen konnte, hat es immer noch geatmet und geblinzelt. Weitere mehrere Minuten später, als es dann schon kahl geschert wurde und immer noch gezuckt hat wurde dann schon diskutiert ob es immer noch leben kann oder ob es nur noch postmortale Muskelzuckungen waren. Spätestens als der Kopf dann ganz ab war, alle Innereien in einem extra Topf kochten und der Rest des Körpers über dem Feuer brutzelte, waren sich alle einig; R.I.P süßes Schweinchen...
Die nächsten zwei Abende haben wir uns alle von Schwein und Stockbrot ernährt und das Lagerfeuer genossen.

Am Montag dem 26.11.12 haben wir dann alle zusammen mit dem Pastor der Gemeinde vor Ort einen Ausflug zu einem Affendorf in der Nähe von Wenchi gemacht. Da im Auto nicht genug Platz für alle war, mussten zwei auf dem Motorrad hinterher fahren. Da ich vorher noch nie auf einem Motorrad mitgefahren bin und ich die gequetschte, heiße Luft im Auto schon beinahe sehen konnte hab ich mir gleich den Platz auf dem Motorrad gesichert und obwohl ich nach zwei Stunden Fahrt meine Beine kaum noch spüren konnte, war es das Erlebnis trotzdem wert! Nie hätte ich gedacht, dass es so Spaß machen würde im lauwarmen Fahrtwind an Wäldern, Feldern und Dörfern vorbei zu sausen, einfach nur die Landschaft zu genießen und mit Erleichterung festzustellen, dass der Fahrer mit dem du auf dem Motorrad sitzt, obwohl auch erst vor kurzem gelernt, tatsächlich Motorrad fahren kann.
Das Affendorf war ein kleines Dorf neben einem Urwald, in dem die Affen leben und hin und wieder in Dorf kommen um nach Essbarem zu suchen. Mit einem Guide und ein paar Bananen für die Affen sind wir dann los in den Urwald rein. Weit mussten wir nicht laufen, da sind schon die ersten kleinen Äffchen im ganzen Rudel angerückt und haben einem die Bananen beinahe aus der Hand gerissen. Unser Guide hat uns sogar einen kleinen Friedhof gezeigt, in dem die Dorfbewohner verstorbene Affen sogar richtig beerdigen.

Am nächsten Morgen haben wir uns dann wieder zurück auf den Weg ins staubige Bunkpurugu gemacht. Wer das mal auf der Karte nachgucken will, wir sind erst von Wenchi mit dem Taxi in die nächst größere Stadt namens Techiman gefahren. Von dort aus haben wir ein Troto (vollgestopfter Kleinbus) nach Tamale genommen um von dort mit dem Bus nach Bunkpurugu weiter zu fahren.

Alles in allem war das ein sehr gelungener Wochenendurlaub im wunderschönen Wenchi-Paradies!


Es war (fast) wie bei Asterix und Obelix ;)

Dieser hier hat bereits die nächste Banane in Sicht

Spaziergang durch den ghanaischen Urwald

Von links nach rechts: Pastor aus Wenchi, Sarah, Daniel, Jonathan, Gesa, Ich, Lisa